Theoretische vs. empirische Arbeit


Was sind die Unterschiede und wann welches Format wählen?

Wenn Studenten ihre Bachelor- oder Masterarbeit planen, stehen sie oftmals vor der Frage: Soll ich eine theoretische oder eine empirische Arbeit schreiben? Beide Formen sind im Wissenschaftsbetrieb üblich, unterscheiden sich jedoch in Herangehensweise, Methodik und Zielsetzung deutlich. In diesem Beitrag werden die wesentlichen Unterschiede und Anforderungen erklärt –mit Tipps, wann welche Art der Arbeit sinnvoll ist.


Was ist eine theoretische Arbeit?

Eine theoretische Arbeit basiert hauptsächlich auf der Analyse und Diskussion bereits vorhandener wissenschaftlicher Literatur. Hier werden bestehende Theorien, Modelle oder Konzepte systematisch dargestellt, miteinander verglichen und kritisch bewertet. Die eigene Arbeit steht im Zeichen des Vertiefens, Verknüpfens oder Weiterentwickelns von Wissen, ohne dabei neue Daten zu erheben.

Typische Merkmale:

  • Fokus auf Literaturrecherche und theoretischer Auseinandersetzung

  • kritische Reflexion von Forschungsständen und Konzepten

  • Ziel: Entwicklung eines tieferen Verständnisses oder neuer Hypothesen

  • keine eigene Datenerhebung, keine statistischen Auswertungen

  • eignet sich besonders für Fächer wie Philosophie, Literaturwissenschaft, Theologie oder Grundlagenfächer in den Sozialwissenschaften


Was ist eine empirische Arbeit?

Eine empirische Arbeit umfasst eigene Datenerhebungen und deren Auswertung, um eine oder mehrere Forschungsfragen zu beantworten. Dabei werden häufig quantitative oder qualitative Methoden eingesetzt: Umfragen, Interviews, Experimente, Beobachtungen oder Datenanalysen.

Typische Merkmale:

  • Erhebung und Auswertung eigener Daten

  • Nutzung von Methoden aus Statistik, Sozialforschung, Naturwissenschaften etc.

  • Ziel: Gewinnung neuer Erkenntnisse oder Überprüfung von Hypothesen

  • klare Beschreibung des methodischen Vorgehens notwendig

  • häufig in Sozialwissenschaften, Naturwissenschaften, Psychologie, Medizin und Wirtschaftswissenschaften


Die wichtigsten Unterschiede im Überblick

Während eine theoretische Arbeit sich auf die Analyse und Interpretation vorhandener Literatur konzentriert, liegt der Fokus bei einer empirischen Arbeit auf der eigenen Datenerhebung und der Auswertung dieser Daten. Theoretische Arbeiten zielen darauf ab, bestehende Theorien zu hinterfragen, zu verknüpfen oder weiterzuentwickeln. Empirische Arbeiten hingegen verfolgen das Ziel, neue Erkenntnisse zu gewinnen oder Hypothesen durch konkrete Daten zu prüfen.

Im Hinblick auf die Methodik bedeutet das, dass theoretische Arbeiten vor allem mit Literaturrecherche und kritischer Diskussion arbeiten, während empirische Arbeiten häufig statistische oder qualitative Forschungsmethoden einsetzen. Aufbau und Struktur unterscheiden sich ebenfalls: Theoretische Arbeiten gliedern sich meist in Einführung, Theorieteil und Diskussion, während empirische Arbeiten zusätzlich eine detaillierte Beschreibung der Methodik sowie die Darstellung und Interpretation von Ergebnissen enthalten.

Auch der Zeitaufwand kann variieren: Theoretische Arbeiten erfordern vor allem Zeit für die intensive Literaturrecherche, wohingegen empirische Arbeiten zusätzlich Zeit für Planung, Datenerhebung und -analyse benötigen.


Wann sollte man welche Arbeit wählen?

Eine theoretische Arbeit bietet sich an, wenn Sie eine Fragestellung haben, die vor allem durch das Verstehen, Bewerten oder Weiterentwickeln bestehender wissenschaftlicher Literatur beantwortet werden kann. Besonders in Fächern wie Philosophie oder Literaturwissenschaft ist dies häufig der Fall. Ebenso wenn die Zeit knapp ist oder keine Möglichkeit zur Datenerhebung besteht.

Eine empirische Arbeit ist die richtige Wahl, wenn Ihre Forschungsfrage darauf abzielt, anhand eigener Daten praktische oder neue wissenschaftliche Erkenntnisse zu gewinnen. Dazu zählen beispielsweise Umfragen, Experimente oder qualitative Interviews. Diese Form ist besonders geeignet für sozialwissenschaftliche, naturwissenschaftliche und wirtschaftswissenschaftliche Arbeiten.


Tipps für Ihre Entscheidung

  • Abstimmung mit der Betreuung: Klären Sie frühzeitig mit Ihrem Betreuer, welche Form der Arbeit gewünscht wird oder empfohlen ist.

  • Eigene Interessen: Überlegen Sie, ob Sie lieber literarisch und analytisch arbeiten oder praktische Daten erheben und auswerten möchten.

  • Zeitmanagement: Planen Sie ausreichend Zeit ein – empirische Arbeiten benötigen meist deutlich mehr Zeit für Datenerhebung und -auswertung.

  • Literaturlage prüfen: Vergewissern Sie sich, dass für eine theoretische Arbeit genügend hochwertige Quellen vorhanden sind.

Sowohl die theoretische als auch die empirische Arbeit sind unverzichtbare Formen wissenschaftlichen Arbeitens. Die Wahl sollte gut überlegt sein und von Forschungsfrage, Interesse, Zeitrahmen und Rahmenbedingungen abhängen. Beide Formen erfordern eine sorgfältige Planung, präzises wissenschaftliches Arbeiten und klare Argumentationslinien.

 

Wenn Sie Unterstützung bei Ihrer Arbeit suchen, kann ein professionelles Lektorat Ihnen helfen, Ihre Argumente zu schärfen und Ihre Arbeit sprachlich sowie formal zu optimieren.


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